Abschied von einem Hund, der bei uns nie ein Gesicht haben durfte…
Heute war ein trauriger Tag! Wieder einmal mussten wir einen Hund gehen lassen und erneut einen, der wie so viele völlig verkannt wurde. Deinen Namen dürfen wir nicht nennen und dein Gesicht durftest du nicht zeigen, denn obwohl bereits seit September 2023 bei uns im Tierheim, warst du noch nicht zur Vermittlung freigegeben.
Unsere Erbse wie wir dich liebevoll nannten, kam völlig verstört ins Tierheim. Eine Sicherstellung läuft nicht immer harmonisch ab und die Hunde verstehen oft die Welt nicht mehr. Unser gemeinsamer Start war dann auch nicht gerade einfach. Sehr zeitnah stand der erste Klinikbesuch an, da unser Erbschen lahmte und Probleme beim Hinsetzen und Aufstehen hatte. Viel Zeit für Training blieb daher leider nicht, und alles musste erst einmal nach dem Augen zu und durch Prinzip über die Bühne gebracht werden. Immerhin ging es unserer Erbse nach einer Kortisoninjektion im Bereich des Rückmarks deutlich besser.
Trotz des nicht gerade optimalen Starts wurde unser Riesenbaby uns gegenüber immer offener. Er zeigte uns deutlich wenn es ihm zu viel und unangenehm wurde. Er knurrte und warnte, ging aber nie unverhofft oder ohne Grund nach vorne. Erbschen hat immer schön mit uns kommuniziert. Wir wussten genau wie weit wir bei ihm gehen konnten und wozu er noch nicht bereit war. Er hatte gelernt, dass wir seine Signale beachten, und dass er nein sagen darf. So wurde er immer verschmuster und verspielter und wir können sagen, dass er jede Menge Humor hatte, wenn auch auf unsere Kosten.
Heute nun stand erneut ein Kliniktermin an. Diesmal hatten wir genug Zeit das Einsteigen ins Auto vorher zu üben. In der Klinik musste er für die Narkose natürlich trotzdem fixiert werden. Das konnten wir ihm nicht ersparen. Eigentlich wurde unsere Erbse dort noch einmal aus orthopädischen Gründen vorgestellt. Das CT brachte jedoch noch einige andere Befunde zutage, die wir so nicht erwartet hatten. Ein bösartiger Tumor im Bauchraum lies uns letztendlich die Entscheidung treffen, ihm jedes weitere Leiden zu ersparen und ihn nicht wieder aufwachen zu lassen. Niemals hätten wir heute Morgen gedacht, dass wir dich nicht mehr mit nach Hause bringen.
Es tut uns unendlich leid liebe Erbse. Du hast leider nicht mehr die Chance bekommen zu zeigen was für ein großartiger Hund du warst. Du durftest nicht mehr lernen, dass es Menschen gibt, denen du bedingungslos vertrauen kannst. Viel zu jung mussten wir dich gehen lassen und du lässt uns mit dem Gefühl zurück, dass du nie die Chance hattest dein Leben wirklich zu genießen.
Lange bevor die endgültige Diagnose stand wurden wir schon gefragt, was wir mit so einem Hund wollen, der doch aufgrund seines Verhaltens absolut unvermittelbar ist. Wie schnell Menschen manchmal ein Urteil anhand einer Momentaufnahme fällen, macht uns unfassbar traurig.
So haben sie in dir nur den aggressiven und gefährlichen Hund gesehen. Wir haben einen Hund gesehen, der Todesangst hatte, sich wehrte um seine Unversehrtheit zu bewahren und der um sein Leben gekämpft hat. Leider hast du diesen letzten Kampf verloren, am Ende war das besser so…
Liebe Erbse, für uns warst du ein ganz toller und besonderer Hund. Gerne hätten wir die Chance gegeben, das auch anderen Menschen zu zeigen.
Machs gut Großer und danke für die lustigen Stunden mit dir und danke für die Flexibilität und Kreativität die du uns beigebracht hast! Wir werden dich nie vergessen. Du bist einer von den Hunden die uns bestärken auf unserem Weg weiterzumachen und der Welt zu zeigen, welch großartige Begleiter ihr seid, wenn man euch die Chance dazu gibt!